KONZERTprogramm "LILY OF THE WEST" 2024

Beschreibungen und Historisches zu den Konzertsongs

recherchiert und zusammengestellt von Derry Grey

 

Lily of the west

Im amerikanischen Text heißt sie Mary, im irischen Molly-O, im späteren Folktext von Dylan und auch Joan Baez - Flora. Wir singen den Originaltext aus Pennsylvania von 1878. Musikalisch liegt dem Lied sogar noch eine ältere englische Ballade zugrunde.

Blue ridge mountain blues

Ein typischer Bluegrass Song aus den Appalachen, einem riesigen Gebirgszug im Osten der USA, zudem auch die Blue Ridge und die Smoky Mountains gehören. Bluegrass wird auch als Old Time Music bezeichnet. Früher als Hillbilly Music eher belächelt ist die Musik durch den Film „O Brother where art thou“ von den Coen Brüdern wieder derartig populär geworden, dass sich auch zahlreiche Rockmusiker dafür erwärmen konnten. Schon früher 1973 hat John Fogerty den Song aufgenommen. Als Bluegrass State gilt Kentucky, wo auch der Film spielt und auch der Hauptdarsteller George Clooney herstammt. Handelt 1937 und ist der Odyssee nachempfunden, als Parodie wohlgemeint. Bluegrass hat die Bezeichnung vom Gras dort, dass zu einer bestimmten Jahreszeit blau schimmert. Kleines Detail am Rande. Habe mit Arno Pfeiler und meinem damaligen Bassisten und Verleger KarlHeinz Hörmann in Santa Monica gespielt, als mich eine Dame angesprochen hat, wo ich herkommen. Habe natürlich geantwortet Österreich, was sie mir nicht geglaubt hat, weil ich angeblich die Lieder mit einem „Kentucky Accent“ singe. Hat mich selbst überrascht. Entstanden ist die Musik in den Bergen von Kentucky und Tennessee etwa zwischen 1937 bis 1945 und als ihr Erfinder gilt Bill Monroe.

Corinna, Corinna

entspringt einem anderen Musikstil, der den Jazz nahesteht – Texas oder Western Swing. Der Song ist auch ein Taditional. Aufgenommen u.a. vom wichtigsten Vertreter dieser Musikrichtung Bob Wills und seinen Texas Playboys. Ab 1920 waren es die ersten Western String Bands die diese Musik in den Tanzsälen in Texas, Kalifornien und Oklahoma gespielt haben, als Mix aus Polka, Dixieland, Swing und Blues. Im späten 19. Jahrhunderten tauchten schon die ersten spanischen Gitarren auf den Hawaii – Inseln auf, die offen gestimmt und mit einem „Slack Key“ gespielt wurden, also mit mehreren Fingern gemeinsam, später mit dem Bottleneck. Kam dann später als Pedal Steel Guitar vor allem beim Texas Swing zum Einsatz. Auch die Ukulele stammt aus dieser Zeit.

Noch kurz zu den Tanzhallen. Meine Frau und ich waren in Oklahoma City unterwegs und wir dachten uns, na ja für eine so große Stadt könnte mehr los sein. Dann ein riesiger Plarkplatz und ein großes beleuchtetes Holzgebäude, wie ein überdimensionales Ranchgebäude. Vom Eingang aus sind wir in den ersten Stock und waren dann schlichtweg überwältigt – unten vor uns eine Anlage wie eine große Trabrennbahn auf der sich in 5er oder 6er Reihen etwa 2000 Tänzer entlang bewegten, musikalisch unterstützt von jeder Art Countrymusic, traditionell bis Rap auf riesiger Videoleinwand Kein Mann ohne einen Cowboyhut. Rund um diese Anlage Getränke und Bierstände von wahrscheinlich jeder US Brauerei.
Goin' down the road (feelin' bad)

ein traditioneller Folksong, erstmals 1923 von Henry Whitter, einem Sänger aus den Appalachen aufgenommen. Woody Guthrie hatte den Song immer in seinem Repertoire, mit etwas geändertem Text. Von uns auch im Dialekt aufgenommen.

Amazing Grace

Das Lied hat eine interessante Geschichte. Der Text geht auf John Henry Newton zurück, einem Verfasser geistlicher Lieder in London. In jungen Jahren wurde er für die Marine zwangsrekrutiert, danach arbeitete er auf einem Sklavenschiff und wurde selbst zum Slavenhändler. Nach einer sehr bedrohlichen Überfahrt 1748 wurde er zum Christentum bekehrt und sprach sich schon sehr früh gegen den Sklavenhandel und die Kolonialisierung aus. 1779 wurde Amazing Grace in den Olney-Hymnen veröffentlicht. Newton starb 1807 in London. Interessanterweise war das Lied bei beiden Bürgerkriegsparteien in den USA in den USA populär, wie auch bei den Indianern Nordamerikas. Es gilt sogar als inoffizielle Nationalhymne der Cherokee. Die Strophe „When I've been here ten thousand years“ wurde später hinzugefügt und zwar wurde sie dem Buch „Uncle Tom's Cabin (Onkel Tom's Hütte)“ von Harriet Beecher Stowe entnommen. War ursprünglich ein Fortsetzungsroman in der Zeitschrift „The National Era“, einem Organ von Sklavereigegnern und erschien dort ab dem 5. Juni 1851.

Dazu noch eine persönliche Geschichte. Okemah hatten nahen Kontakt mit einer Cherokee Medizinfrau. Ich bin mit ihr Anfang der 90er auf Vortragstour gegangen, sie hat bei uns in unserer Wohnung in Leoben gewohnt und zum Dank bin ich auf den Namen Ta-chaa-wikk-ah getauft worden und sie wurde so zu meiner Taufmutter. Sie hatte mir schon einen Platz in einem Stamm in den USA besorgt, wo ich zwei Jahre mit den Indianern hätte leben können. Wäre alles klar gewesen, dann aber hat es sich herausgestellt, dass dies nur für mich galt und nicht meine Frau. Mir wäre ein weibliches Stammesmitglied als Begleiterin zugeteilt worden. Meine Frau Dagmar war darüber „not amused“ und ich bin doch nicht gefahren.

I saw the light

Hat eine unsrer CDs geheißen, die wir Hank Williams und Jimmie Rodgers, zwei Pionieren der Country Music gewidmet haben. Geschrieben von Hank Williams als Gospelsong 1946.

Williams, geboren in Alabama, hat sehr viele Lieder aufgenommen, obwohl er nur 29 Jahre alt geworden ist. Seine ersten Gitarregriffe lernte er von einem afro-amerikanischen Strassenmusiker namens Rufus „Tee Tot“ Payne. 1949 war er schon in der Grand Ole Opry in Nashville zu hören. Zu Lebzeiten hatte er immer wieder mit schweren gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, für die er Morphium bekam. Morphium und seine spätere Alkoholsucht waren es wohl, die am Neujahrstag des Jahres 1953 sein Leben am Rücksitz seines Cadillac auf dem Weg zu einem Konzert nach Canton/Ohio beendeten.

I'll fly away (We've sailed away)

Ein traditioneller Gospelsong veröffentlicht von Albert Brumley 1929, basierend auf einer Ballade von 1924 mit dem Titel „The Prisoner's Song“. Aufgenommen von Musikern in den USA und auch in Irland, etwa den Dubliners. Von uns bereits zweimal, einmal mit einem neuen Text, den ich Greepeace gewidmet habe.

I'm a stranger here

Traditional Blues song, indem es darum geht, wie man sich als Neuer oder wie man bei uns sagt, „ois Zuagrasta“ in einer fremdem Stadt fühlt. Aus der Sammlung von Doc Watson, den ich immer für sein Bluegrass Folk Pickin' bewundert habe. Er war immer wieder Gast beim Newport Folkfestival und auch schon in Gerdes Folk Club in Greewwich Village. Er starb 2012. Das unglaubliche an ihm war seine Freundlichkeit und der Spaß, den er bei den Konzerten ausstrahlte, obwohl ihn furchtbare Schicksalssschläge trafen. Bereits im Alter von einem Jahr erblindete er. Mit Sohn Merle war er jahrelang auf Tournee, bis der von seinem Traktor überrollt wurde. Es ist ihm zu verdanken, dass die Gitarre zum führenden Instrument in der Folk – Bluesgrass und Countrymusik geworden ist.

Jackhammer John (Brown's ferry blues)

Traditional in der Version „Brown's Ferry Blues“ ebenfalls von Doc Watson veröffentlicht. Woody Guthrie hat in seiner Version „Jackhammer John“ über den Arbeiter mit seinem Vorschlaghammer geschrieben, der überall hinkommt, wo er gebraucht wird. Ob beim Eisenbahnbau, an den Docks, in einer Mine oder sonst wo im ganzen Land von Nord bis Süd, von Ost bis West. Und diese Version singt jetzt nicht Jackhammer John, sondern Doc John.

Jacob's ladder

ist ein Gospelsong, der wie viele andere Lieder vom Chronisten der Folkmusic Pete Seeeger gesammelt und auch veröffentlicht wurde. Da komme ich zum American Folk Revival Leadbelly & Pete Seeger waren die herausragenden und stilprägenden Personen im American Folk Music Revival (von den 40er bis in die 60er Jahre) und vor allem durch die Auftritte bei „Hootenannies“ (Musik & Literatur Parties) in Coffee Houses in New York in den 50er Jahren noch mit Pete Seeger & Woody Guthrie und den Almanac Singers, später als „The Weavers“ ohne Guthrie. In den 60ern sehr populär etwa „Gerdes Folk City“ in Greewich Villageund auch in den Studenten Vierteln von San Francisco North Beach, Chicago und Boston/Massachusetts. Mit dabei auch noch Leadbelly, das Kingston Trio, Harry Belafonte, Odetta und Bob Dylan. Die Briten antworteten auf die Amerikaner mit einer eigenen Variante von Folk Music, der Skiffle Music, etwa die vielen Songs von Lonnie Donegan. Folk Music mit einer Brise Rock'n Roll.

Jambalaya

mit Jambalaya ein weiterer Song von Hank Williams. Angesiedelt in den Bayous bei den Cajuns. Und die befinden sich in Louisiana. Alabama, wo Williams geboren ist, grenzt ja an Louisiana. Die Cajuns stammten ursprünglich aus Kanada, aus der Provinz Acadie, von wo sie 1755 von den Briten vertrieben wurden. Viele von ihnen siedelten sich in Louisiana an, weil die trotz Verkauf an die Spanier noch den französischen Gouverneur behielten. Die Sprache eine Mischung aus altfranzösisch und englisch, für uns unverständlich. Geige, Löffeln (Cajun Spoons), Triangel, diatonische Knopfharmonika, eingeführt von Deutschen und wahrscheinlich auch Österreichern. Kontrabaß und ab den 30er Jahren auch die Gitarre, Pedal Steel und Banjo. Swing & Country Two-Step mit dieser Textmischung aus französisch und englisch. Im Lied von Hank Williams, das Cajun Music erst USA weit bekannt gemacht hat, werden auch einige Speisen aus der Cajun Küche erwähnt. Jambalaya spielt dabei eine große Rolle, ist es doch die wichtigste Beilage. Ein Reiseintopf, ähnlich einer Paella zubereitet mit viel Stangensellerie, scharfer spanischer Wurst, Garnelen, Hühnerbrust und dem speziellen Cajun Spice Mix.

Jesse James

Die James brüder und auch schon der Vater waren in zahlreiche Kämpfe im Bürgerkrieg verwickelt, zum Teil auch als Guerillas, worauf die Kansas City Times, die Briefe von Jesse hatte, in als Symbol für eine neue Rebellion verkaufte, was nicht ganz richtig war. Die James und Cole Brüder verlegten sich mehr und mehr auf Zugüberfälle. Und da sich Jesse dann noch mehr auf die Safes in den Zügen verlegte und dabei die Passagiere unbehelligt ließ, bekam er auch noch ein Robin-Hood Image verpasst. Die Pinkerton-Detektiv Agentur wurde damit beauftragt, die Gang zu stoppen. Was nicht so leicht war, weil sie in der Bevölkerung populär waren. Die Auseinandersetzungen wurden immer heftiger. Sogar ein Anschlag wurde auf das Haus der James verübt, bei dem ein Halbbruder getötet und die Mutter schwer verletzt wurden. Später zogen sie nach Nashville, gründeten eine neue Bande, mit dabei die Brüder Bob und Charly Ford, die auch in ihrem Haus wohnten. Robert Ford hatte geheime Gespräche mit dem Gouverneur, der die Festnahme von Jesse James für seinen Wahlkampf nutzen wollte. Als Jesse seinen Revolver ablegte und ein Bild aufhängen wollte, erschoß ihn Robert von hinten. Die Ford Brüder wurden verhaftet, zum Tode verurteilt und gleich darauf vom Gouverneur begnadigt.

Alberta

Der Bluessong wird Huddie Ledbetter, auch genannt Leadbelly zugeschrieben, da er den Song am 23.1.1935 in New York aufgenommen hat. Gilt aber allgemein als Traditional Bluessong. Mary Wheeler hat den Song in der Sammlung „Steamboating days – Folk Songs of the river packet era“, erschienen in der Louisiana State University Press, Baton Rouge 1944 wieder mit etwas anderen Lyrics veröffentlicht.

Keep on the sunny side

mit Keep on the sunny side kommen wir zur wichtigsten Familie in der Geschichte der Countrymusic, der Carter Family. Mother Maybelle Carter galt als eine der wichtigsten und einflußreichsten Gitarristinnen. Ihr Picking ist legendär. Alvin Pleasant Carter war Liedersammler und auch Schreiber und Komponist unzähliger Titel. Interessant ist auch die Verwendung der Autoharp, wenn man so will einer Zither mit Klaviertasten, mit der man nicht die Noten spielt, sondern einen Teil davon abdämpft und mit den restlichen wie auf einer Gitarre spielt. Habe eine zuhause, stammt ursprünglich aus Deutschland, wo sie völlig verschwunden ist.

Life's railway to heaven

Basiert auf dem Lied „The faithful engineer“ von William S. Hays, veröffentlicht 1886. Als Texter sind auch auf einer anderen Ausgabe bzw, Textblatt Eliza Snow, M.E. Abbey und Charles Tillman, 19. Jahrhundert, angegeben.

Cold cold heart

einer der Klassiker von Hank Williams und enthalten im Great American Songbook. Williams hat ihn 1951 veröffentlicht und im gleichen Jahr auch der damals junge Tony Bennett. Noch mehr Frauen konnten sich aber für diesen typisch traurig-bluesigen Williams Song erwärmen.

Sweet home Chicago

ist sicher der bekannteste Song von Robert Johnson. Ihn umranken ja wilde Geschichten, so soll er an einer Kreuzung den leibhaftigen Teufel getroffen haben, der ihm anbot, mit seinen Liedern sehr populär zu werden, wenn er ihm nach seinem Tod die Seele überlassen würde. Zurückzuführen war die Geschichte darauf, dass die leute sich wunderten, wie schnell sich sein Gitarrenspiel verbesserte. Johnson hatte von da an viel Erfolg und große Hits. Er wurde 1911 in Mississippi geboren und starb schon 27jährig. Todesurache unbekannt, auch das Grab kennt niemand. In einem Song „Hellhound on my trail“ besingt er die Höllenhunde, die die Seelen der Sünder holen werden. Die 27 Jahre, mit denen bekannte Popmusiker gestorben sind, genannt Klub 27 (Hendrix, Morrison, Brian Jones, Janis Joplin bis hin zu Amy Winehouse und Kurt Cobain) werden dabei immer wieder ins Spiel gebracht. Sweet home Chicago ist auch die inoffizielle Hymne von Chicago und wurde von Johnson 1937 veröffentlicht.

Wer sich auf die Route 66 begeben will, der beginnt in Chicago und zwar am Jackson Boulevard an der Kreuzung Adams Street/Michigan Avenue, hoffentlich nicht die Kreuzung von Robert Johnson? Ich selbst bin dort nicht weggefahren, ich wollte mir die Großstadt ersparen und bin erst südwestlich in Kansas auf die alte 66 aufgefahren. Weiter nach Oklahoma, im nördlichen Texas führt sie über die Steak Hochburg Amarillo, dann durch New Mexico bis Arizona. Die originale Route führt dann von Kingman aus über die Berge, am Hoover Damm, vorbei nach Las Vegas, da war auch Doc John bei der zweiten Reise mit dabei. Beide Fahrten von Kansas bis Vegas 1600 Meilen oder 2500 km Autofahrt.

Columbus stockade (Georgia)

ist auch als Columbus Georgia bekannt. Columbus in eine 200.000 Einwohner Stadt in Georgia. Vor 34 Jahren sind wir auf dem Weg von Orlando über Georgia nach Nashville/Tennessee daran vorbeigefahren. Und darum geht’s auch in dem Lied. Der Wunsch wieder in Tennessee zu sein. In Columbus befindet sich nämlich ein großes Gefängnis, das Columbus Stockade. Dort sitzt er ein und fühlt sich von allen Freunden hier unten verraten. Woody Guthrie und viele andere Musiker hatten diesen Song schon im Gepäck.

Lonesome moan

oder auch „Black snake moan“ ist ein traditioneller Blues von Blind Lemon Jefferson. 1893 in Texas geboren, von Geburt an blind, wurde er in den 20er Jahren ein sehr einflußreicher Künstler und war bekannt für seine harten, bislang auch düsteren Blues Songs. Das Lied von der schwarzen Schlange im Zimmer ist eines davon, wenn auch eher ein Albtraum. Wie auch sein Ende, er erlitt einen Herzinfarkt und starb infolge Unterkühlung auf der Strasse 1929. Sein Grab wurde erst 1967 entdeckt.

House of the rising sun

war ein Bordell, das schon in der Zeitung „Louisiana Gazette“ 1821 erwähnt wurde. Die älteste bekannte Aufnahme stammt von Clarence Ashley und Gwen Foster vom September 1933. Der Musikforscher Alan Lomax, der übrigens schon mit Woody Guthrie tourte, notierte Ähnlichkeiten zum englischen Folksong „The unfortunate rake“ von 1658. Das Haus der aufgehenden Sonne war der Untergang vieler junger Mädchen und wahrscheinlich auch Jungen. Der Song ist „eine Perle der Zeitlosigkeit“ schrieb ein Kritiker einmal, recht hat er. Da das Haus abgebrannt ist, hat man erst 2005 im alten French Quarter von New Orleans Überreste aus den Zimmern des Rising Sun Hotels gefunden.

Lonesome valley

da gibt es eine Aufnahme von Pete Seeger, indem er Arlo Guthrie erklärt, dass er den Song von seinem Vater gelernt hat. Ein traditioneller Gospelsong, der in der Zeit des Amerikanischen Bürgerkrieg geschrieben wurde, also in der Zeit von 1861 bis 1865 und erstmals vom Old Time Musiker David Miller 1927 aufgenommen wurde. Später dann von den Monroe Brothers, Guthrie usw. Bill Monroe aus Kentucky, den Vater des Bluegrass, habe ich ja schon ganz am Anfang erwähnt. Geschichten, ganz einfach gehalten, aus dem alten Testament. „Daniel war ein biblischer Held, er war Prohet, tapfer und erhrlich. In einem Käfig hungrigen Löwen ausgesetzt, zeigte er was Glaube ausrichten kann“ heißt es da.

Farther along

oder auch Further along ist ein wunderbarer traditioneller Gospelsong. Es gibt dazu mehrere Quellen, die älteste ist ein Gesangsbuch aus dem Süden der USA - „Selected Hymns for Christian Worships“ von 1911. Wird allerdings nicht nur in den USA, sondern auch in Irland gesungen. „Später werden wir mehr wissen, später, da werden wir versteh'n warum? Kopf hoch mein Bruder, lebe im Sonnenschein, nach und nach werden wir alles versteh'n“.

Pay me my money down

ist ein traditoneller Shanty und auch Work Song, weil es auch um Sklavenarbeit geht. Ursprünglich ein Protestlied der Hafenarbeiter in Georgia und South Carolina über die schlechten Zahlungsgewohnheiten der Kapitäne. Was lustig klingt und das ist bei Folksongs oft der Fall, ist eigentlich sehr ernst. Gesammelt im Liederbuch „Slave songs of the Georgia Sea Islands“.

Nobody knows you, when you're down and out

ist ein Blues Standard vom Jimmy Cox von 1923 und es zeigt wie viele Lieder der teils dramatische Wirklichkeit nahe kommen. Erstmals veröffentlicht von der legendären Bessie Smith im September 1929. Das Lied beschreibt die Vergänglichkeit von Reichtum und das drohende Ende von Wohlstand. Genau einen Monat später, am 29. Oktober 1929, dem „schwarzen Donnerstag“ begann mit dem New Yorker Börsenkrach die Weltwirtschaftskrise.

Poor boy blues

passt gut zum vorherigen Song. Viele Leute sind unterwegs um irgendwo Arbeit zu finden. „Ich bin ein armer Junge, weit weg von zuhause, ich bete zu Gott, dass eine bessere Zeit kommen möge“.

Take my hand precious Lord

Kommen wir zu zwei weiteren Gospels. Die Melodie zum jetzt folgenden Gospel Song stammt von der Christlichen Hymne „Maitland“ von George Allen Mitte des 19. Jahrhunderts. Aufgeführt in der Plymouth Collection 1855). 1932 hat Reverend Thomas Dorsey, der viele Gospels verfasst hat, einen neuen Text dazu geschrieben. Martin Luther King bezeichnete es als sein Lieblingslied und deshalb sang es Mahalia Jackson auch bei seiner Beerdigung. Ich nehme allerdings nicht an in dieser schnellen Version, in der wir den Song jetzt spielen werden.

Hobo's medidation

ein Song von ersten großen Star der Country Music Jimmie Rodgers. Geboren 1897 in Mississippi. „T for Texas“ und „In the jailhouse now“ war sicher seine größten Hits. Und er war auch bekannt als der „Blue Yodeler“. Wahrscheinlich weil seine Songs bluesbetont und traurig waren. Die steile Karriere wurde aber durch die Weltwirtschaftskrise unterbrochen, die Leute hatten kein Geld für Schallplatten. Rogers, schon mit 27 an Tuberkulose erkrankt, kam 1933 in große finanzielle Schwierigkeiten. Schon schwer krank nahm er im Krankenbett liegend noch eine Aufnahmesession mit 12 Titel auf. Zwei Tage später, am 26. Mai 1933 war er tot, er wurde nur 35. Bei diesem Lied, man kann den Song auch als Gospel bezeichnen, indem es um Hobos geht und er stellt im Song die Frage, ob man im Himmel vielleicht mehr Mitgefühl und Respekt für Hobos haben wird.

Cotton patch rag

Nach Corinna, Corinna am Anfang kehren wir jetzt nach Texas zurück. Als ich Adula zum ersten Mal getroffen habe, hat er mir erzählt, dass er vor langer Zeit schon einmal einen Texas Swing, ein Traditional, instrumental gespielt hat. Erstmals veröffentlicht wurde der Rag von John Dilleshaw am 22. März 1929. Und genau mit diesem Titel, da ist jetzt Adula Ibn Quadr live 95 Jahre später.

This train (is bound for glory)

ist vielfach nur unter dem Titel „This train“ erstmals 1922, veröffentlicht worden. Woody Guthrie hat den Song als „This train is bound for glory“ mit etwas geändertem Text aufgenommen. Woody hat auch seine Biografie „Bound for glory“ genannt. Er wurde 1912 in Okemah in Oklahoma geboren. Nur um vielleicht wieder einmal daran zu erinnern, wie und wo wir unseren Namen gefunden haben. Mit der Guthrie Familie verbindet uns aber noch viel mehr. Ich konnte mit Sohn Arlo gemeinsam beim Woody Guthrie Folk Art Festival spielen und habe ihn dann noch in Colorado Springs und New Orleans getroffen. Mit Woody's Enkelin und Tochter von Arlo - Sarah Lee haben wir ein paar Konzerte gespielt. Woody's Schwiedersohn haben wir bei mehreren Lesungen musikalisch begleitet und Tochter Nora, die Nachlassverwalterin, hat mir erlaubt, einen seiner späteren Texte mit meiner eigenen Musik zu versehen. Jetzt aber Woody's Originalversion von This train.

Midnight special

Der wahrscheinlich bekannteste Song von Huddie Ledbetter. Leadbelly wurde 1988 in Louisiana geboren und starb 1949. Er war einige Jahre in Texas inhaftiert, dann aber vom Gouveneur begnadigt, dem offensichtlich seine Songs sehr gefielen. Im Song „Midnight Special“ verewigt. 1935 kam er nach New York und wurde sofort in die frühe Folk Community von Guthrie, Seeger & Co. aufgenommen. Hatte großen Einfluß auf die späteren, vorwiegend weissen Folkmusiker bis hin zu Creedence Clearwater Revival.

Wabash cannonball

ist ein eigentlich fiktiver Eisenbahn - Song aus dem 19. Jahrhundert. So benannt weil die Strecke von Birmingham über Chicago aus nach St. Louis ein Stück entlang dem Wabash River verläuft. Casey Jones, über den es sogar eine Fernsehserie gab, ist den Zug auch gefahren. Es gibt zum Song jede Menge weiterer Strophen. Die Wabash Railroad benannte später ihren Schnellzug zwischen Detroit und St. Louis Wabash Cannonball. Die Carter Family hat 1929 eine Aufnahme gemacht, ebenso der legendäre Bluesmusiker Blind Willie McTell. Es gibt auch die Auffassung, der Wabash Cannonball sei nur ein mythischer Zug, der beim Tod eines Hobos erscheint, um seine Seele abzuholen. Guthrie nahm die Melodie für seinen „Farmer Labour Train“.

Worried man blues

ist ein sogenannter Roots Song, also ein mündlich überliefertes Lied. "Es braucht einen besorgten Mann, um ein besorgtes Lied zu singen“. Die Strophen erzählen die Geschichte eines Mannes, der aus unbekannten Gründen inhaftiert wurde: "Ich ging über den Fluss und legte mich schlafen. Als ich aufwachte, hatte ich Fesseln an den Füßen". Die Carter Family hat den Song 1930 aufgenommen, 1940 Woody Guthrie, weiters Pete Seeger, das Kingston Trio und Lonnie Donegan als Skiffle Song.

Noch zu Pete Seeger. Ganz wichtig für die Entwicklung der Folk Musik oder auch das Revival war das Newport Folk Festival, das 1954 als Jazz Festival gegründet und etwas später 1959 zum offizielles Folk Festival wurde. Beinhaltete aber weiterhin Jazz und Blues. Sehr gefördert und unterstützt von Pete Seeger. Joan Baez hatte dort ihren ersten großen Auftritt 1959, 1963 Dylan, 1965 Donovan, 1967 Arlo Guthrie und Leonard Cohen. Auch viele Bluesmusiker wie etwa Sonny Terry & Brownie McGee, Mississippi John Hurt oder John Lee Hooker. 1969 sogar Johnny Cash, der einen jungen Sänger mit auf die Bühne nahm und so seine Karriere einläutete – Kris Kristofferson. Heutzutage lustiges Detail am Rande, damals wahrscheinlich nicht so lustig. Dylan kam 1965 nochmals, allerdings mit Musikern der Paul Butterfield Band und sie spielten „vollelektrisch“, was bei den „Folkies“ und Folk Puristen böse Proteste auslöste, sodass Dylan & Band die Bühne verlassen mussten.

Will the circle be unbroken

Den Gospelsong habe ich schon mit der Opernsängerin Nina Bernsteiner auf der CD „Best of Gospels & Spirituals“von 2000 eingesungen. Er wird immer wieder der Carter Family zugeschrieben. A.P. Carter hat den Song 1935 bearbeitet, geschrieben wurde er von der Lyrikerin Ada R. Habershon und komponiert von Charles H. Gabriel 1907. Wir haben den Text wieder „nach hinten“ aktualisiert.

We shall not be moved

oder auch I shall not be moved ist ein Spiritual und auch Protestlied der afroamerikanischen Sklaven aus den Südstaaten des 19. Jahrhunderts. Neuerlich populär wurde der Song in der Bürgerrechtsbewegung, etwa durch die Freedom Singers beim Marsch auf Washington. Zuvor schon haben den Song die Almanac Singers mit Pete Seeger und Woody Guthrie aufgenommen. Oder 1956 das Million Dollar Quartett Elvis Presley, Jerry Lee Lewis, Carl Perkins & Johnny Cash. Joan Baez hat ihn auch noch auf ihrem Album „Gracias a la vida“ mit Strophen in spanisch veröffentlicht.

 

 

 

Programm für Okemah's Finest ist für das 45 Jahr Jubiläum der Band 2025 vorgesehen und wird Ende des Jahres bzw. Anfang 2025 in Angriff genommen!